Kaum ein Bereich hat sich durch die digitale Revolution so sehr verändert und gleichzeitig von ihr profitiert wie die Fotografie. Die Möglichkeiten, die uns dieser Wandel beschert hat, bedeuten eine vollkommen neue Flexibilität den Gestaltungsprozess einer jeden Aufnahme in beinahe jedem Schritt beeinflussen zu können.
Den Vorteil, Fotos am Ende so aussehen zu lassen wie man sich das vorgestellt hat, kann ein jeder Fotograf nutzen, unerheblich ob Profi- oder Hobbyfotograf. Jedoch hat diese Veränderung auch ihre Schattenseiten. Mehr Möglichkeiten, mehr Flexibilität, all das erkauft man sich teuer. Angefangen bei der teuren (und qualitativ besseren) Digitalkameraausrüstung verglichen zu ihrer Einsatzdauer, dem Zusatzequipment welches man für die Weiterverarbeitung benötigt, der Zeit um ein gutes Foto zu bekommen sowie dem Aufwand um ein fotografisches Kunstwerk am Ende präsentieren zu können.
Wer heute im Drogeriemarkt um die Ecke Bilder zum Entwickeln gibt, kommt mit Preisen von einem Euro pro Abzug oder darunter weg. Von der Qualität der Aufnahmen ganz zu schweigen, da der Anspruch an die selbst aufgenommen Bilder meist recht niedrig ist, man gibt sich ja schon mit weniger zufrieden. Warum also soll ich dann für ein Foto im Format 20x30cm 30,-, 40,-, 50,- Euro oder mehr bezahlen? Auch ich selbst habe schon Antworten erhalten wie “Jemand wird schon seinen Fotoappparat dabei haben, der macht das dann. Ansonsten ist uns das zu teuer”. Obwohl das Angebot von mir lächerlich günstig war.
Behalten wir uns im Hinterkopf dass der Bilderservice aus dem Supermarkt oder der Drogerie vom Massengeschäft lebt und keine wirkliche Qualität oder Kundenservice bietet. Betrachten wir nun als erstes welchen zeitlichen Aufwand ein Fotograf für ein individualisiertes Fotoshooting betreibt:
Der Zeitaufwand
Die Zeit, die ein Fotograf in individualisierte Aufnahmen investiert beginnt bereits in der Vorbereitung:
- Vorgespräch mit dem Kunden über dessen Wünsche und Vorstellungen:
~ 30 Minuten
- Gegebenenfalls Location organisieren, Visagistin buchen etc.
ab 2 Stunden je nach Anforderung
- Überprüfen der Ausrüstung und Zusammenstellung:
45 Minuten
- Anfahrt zur Location/ zum Kunden:
1 Stunde
- Dauer des Shootings beim Kunden:
2-3 Stunden je nach Anforderung
- Auf- und Abbauen kumuliert:
45 Minuten
- Abfahrt VOM Kunden:
1 Stunde
- Sicherung der Bilder und erste Sichtung:
45 Minuten
- Bearbeiten der Bilder:
2-5 Stunden je nach Aufwand
- Präsentation der Bilder beim Kunden, Bestellung, Versand, Rechnungserstellung:
2 Stunden
Alles in Allem kommt man zu einem Zeitumfang von 10 Stunden oder mehr, je nach Auftrag und Kundenwunsch für einen einzigen Auftrag. Der Auftraggeber investiert sein Geld also nicht nur in die Zeit, die der Fotograf vor Ort beim Shooting verbringt, sondern in einen vollständigen Arbeitsauftrag von 10 Stunden und mehr für den Fotografen.
Unterhaltskosten für ein Fotografie-Unternehmen
Kommen wir nun zu den Ausgaben die der Fotograf seinerseits für den Betrieb seines Unternehmens hat. Gutes Fotoequipment kostet wie Eingangs erwähnt viel Geld. Für eine Kamera, die hochwertige Ergebnisse liefert, legt man 2.000,- Euro oder mehr auf den Ladentisch. Für gute Objektive gerne noch einmal das selbe. Gemessen an der Halbwertszeit, also dem Wertverlust der Geräte, sind das horrende Summen. Die für die Weiterverarbeitung benötigte Computeranlage die unternehmerischen und vor allem auch kreativen Gesichtspunkten Rechnung träg, schlägt mit 2.000,- bis 5.000 Euro zu Buche. Weitere Punkte wie Studiomiete, Studioausrüstung, Bürokosten, Verbrauchsmaterial, etc. aufzuzählen würde den Rahmen dieses Artikels mehr als sprengen.
Was man dafür bekommt
Wer bei einem professionellen Fotografen Fotoaufnahmen in Auftrag gibt, profitiert gleich in mehreren Gesichtspunkten. Gute Fotografen setzen sich eingehend mit der Technik die sie verwenden auseinander. Sie wissen, welche Mittel sie wie einsetzen um interessante und ansprechende Aufnahmen zu bekommen. Die Liebe zu seiner Arbeit und die Erfahrung die ein Profi hat, fließen in das Endprodukt ein. Der Kunde erhält Aufnahmen die ihn ein Leben lang begleiten, und immer wieder gerne angesehen werden.
Ein Beispiel hilft das ganze zu verdeutlichen. Du besitzt ein exotisches Auto dessen Motor defekt ist. Jeden den du bisher gefragt hast, hat es nicht geschafft den Motor zu reparieren. Jeder Versuch das Auto wieder flott zu kriegen hat mit umfangreichen Diagnosen und Analysen begonnen, aber nicht zu einem laufenden Auto geführt. Die letzte Person, einen Mechaniker den du gebeten hast das Auto wieder zum Laufen zu bringen, sieht sich den Motor kurz an, nimmt einen Schraubenzieher und nach 20 Minuten brummt das Vehikel wieder wie es soll. Für die kurze Hilfe verlangt der Mechaniker einen hohen Betrag und du fragst ihn warum. Er erwidert du investierst nicht in den Schraubenzieher, sondern in die Erfahrung die ich mitbringe, und die dir geholfen hat schnell an dein Ziel zu kommen.
Professionelle Fotografen, die sich viel mit Fotografie beschäftigen besitzen Erfahrung und Wissen. Sie geben durch die Erfahrung an, wie die Wünsche die der Kunde hat umgesetzt werden sollen. Und der Kunde investiert in eben dieses Wissen und die Erfahrung des Fotografen, und kann so sicher sein dass er dadurch sehr gute Ergebnisse erhält.
Äpfel mit Orangen vergleichen
Als Fotoexperte hört man oft bereits genannte Argumente im Drogeriemarkt um die Ecke bekommt man den Druck eines Fotos für Centbeträge. Nur dass dieser Dienstleister vom Massengeschäft lebt. Kundenservice? Fehlanzeige. Dort findet man niemanden mit dem man seine Vorstellungen besprechen kann und echten Service erhält. Individuelle, professionelle Fotografie stellt daher einen echten Mehrwert dar, auch auf zwischenmenschlicher Ebene.
(mit Genehmigung von Marianne Drenthe of Marmalade Photography)